Die Geschichte vom Aalener Spion

Ein historisches Gebäude am Aalener Marktplatz ist das sogenannte Alte Rathaus, von dessen Turm aus der »Aalener Spion«, das Wahrzeichen der Stadt, das geschäftige Treiben in den Straßen noch heute beobachtet.
Der Spionkopf ist ein Geschenk der befreundeten ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg nach der schweren Brandkatastrophe im Jahre 1634.

 

Viel Spaß beim lesen meiner Version.

In jener weit entfernten Zeit, als Aalen noch zu den freien Reichsstädten zählte, trug sich Folgendes zu:

 

Ähnlich wie in einem sehr bekannten kleinen französischen Dorf,
welches wohl in der heutigen Provinz Bretagne angesiedelt war,
haben sich die Aalener mit einem mächtigen Feind angelegt
und sich direkten Befehlen des damaligen Kaisers widersetzt.

 

Dieses Verhalten missfiel dem Kaiser und er beschloss, mit einem mächtigen Heer aufzumarschieren,
welches bis Schwäbisch Gmünd heranrückte, um der Befolgung der kaiserlichen Befehle
mit Waffengewalt Nachdruck zu verleihen.

Die Aalener waren darüber sehr erschrocken.

Denn einerseits bestand kein Zweifel, dass es der Kaiser ernst meinte
und andererseits war die Stadtmauer nicht gerade in bestem Zustand.
So eine Mauer will nicht nur gebaut, sondern auch unterhalten und bemannt werden.
Man bedenke, was dies den Schwaben kosten würde!

 

Nun hielt man Rat, was zu tun sei und beschloss einen Mitbürger zur Erkundung des feindlichen Lagers zu entsenden.

Da die bekannten Helden dieser Zeit, landauf und landein die Sieben Schwaben genannt,

gerade nicht greifbar waren, suchten die Aalener für diesen Auftrag

den klügsten und tapfersten aus Ihrer Mitte, welcher auch bald gefunden war.


So zog der neu gekürte „Spion von Aalen" hurtig nach Schwäbisch Gmünd

und drang überraschenderweise heimlich, still und leise in das feindliche Lager ein.

Leider wurde der arme Aalener doch von den Wachen im Lager aufgegriffen

und dem Kaiser vorgeführt.

 

Nun war, was einem Schwaben gar nicht behagt, guter Rat teuer!

 

Spätestens jetzt wäre jeder normal Sterbliche zusammengebrochen und hätte Rotz und

Wasser heulend um Gnade gewinselt.

Doch unser tapferer Spion schlug eine, nun, ganz eigene Strategie ein:

 

Er verbeugte sich aufs vornehmlichste vor dem Kaiser und

sagte treuherzig: „Grüß Gott, Herr Kaiser!"

Von dieser Reaktion überrascht ließ der Kaiser von seinem ersten spontanen Gedanken („Hängt ihn“) ab und
fragte unseren lieben Aalener, wer er denn sei, was er vorhabe und woher er komme.

 

Daraufhin antwortete der gute Mann:

„Ich bin der Spion von Aalen und soll euer mächtiges Heer

und imposantes Lager auskundschaften.“

 

Der Kaiser und sein Gefolge waren zuerst recht verblüfft über die Offenheit des Aalener

und brachen dann hocherfreut in schallendes Gelächter aus.

 

Der Kaiser selbst führte den Aalener, der seinen Auftrag auf so originelle Art und Weise ausgeführt hatte,

durch das Lager und teilte den Aalenern in einem Brief mit,

dass er mit solch tapferen und klugen Leuten gern in Frieden leben und den Stadtvätern verzeihen wolle.


 

Darüber war in Aalen die Freude groß, und der mutige Mitbürger wurde fortan „Aalener Spion" genannt und
Zeit seines Lebens hoch geachtet.

 

Manche behaupten, dass zu seinen Ehren ein großes Stadtfest mit reichlich

Wildscheinbraten veranstaltet wurde und im Laufe der Zeit wurden daraus die Reichstädter Tage.

 

Und auch heute noch ehren die Aalener Ihren Spion mit der berühmten Nascherei,
die seinen Namen trägt ... Die Aalener Spionle.

*** ENDE ***


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